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Coronavirus update: News and numbers


Der Premierminister von Japan auf dem Höhepunkt der Coronakrise: "Ich habe nichts zu sagen"

 

Tôkyô, 28. Juli 2021: Die Zahlen vom Mittwoch: 9576 Neuinfektionen landesweit, 3177 in Tôkyô - gar 5675 im Großraum Tôkyô inklusive der Präfekturen Kanagawa (mit Yokohama/1051), Saitama (870) und Chiba (577). Exponentielles Wachstum in der Corona-Krise, das Land ist angesichts der immer neuen Rekordzahlen besorgt und verunsichert. Zugleich finden Olympische Spiele in Tôkyô statt, ein potentielles Superspreader-Event. 

 

Und was tut der Anführer des Landes, Premierminister Suga Yoshihide? Er erklärt: "Dazu habe ich heute nichts zu sagen." (Tôkyô Shimbun, 28.08.2021)


 

Nach einer Krisensitzung mit dem Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung, Nishimura  Yasutoshi 西村康稔, und dem Gesundheitsminister Tamura Norihisa 田村憲久, verriet er gegenüber Medien nichts zu der Konferenz. Auch zum Umstand, dass am Mittwoch erstmals seit Beginn der Pandemie über 3000 Neuinfektionen gemeldet wurden, wollte sich Suga nicht äußeren. "Dazu habe ich heute nichts zu sagen."  Auf Japanisch: Honshitsu wa o-kotae suru naiyô ga nai  本日はお答えする内容がない. Wörtlich übersetzt: "Heute antworte ich Ihnen nicht inhaltlich." 

 

Das unkluge Schweigen des Premiers auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, es macht viele Menschen im Land fassungslos. Alles nötige, wollte er vermutlich damit sagen, habe er bereits am Vortrag mitgeteilt. Am Dienstag, angesichts der Verdoppelung der Zahlen in Tôkyô im Vergleich der Wochentage (2848 Neuinfektionen), hatte Suga kategorisch ausgeschlossen, die Spiele abzubrechen. Die Bürger'innen müssten einfach etwas Abstand halten, dann werde das schon. 

 

Tôkyôs Gouverneurin Koike Yuriko war ebenfalls kurz angebunden und beendete eine Pressekonferenz nach nur 30 Sekunden mit den Worten: „Unnötiges Ausgehen vermeiden. Mit der Kraft aller werden wir das überwinden.“ 

Der Direktor des Gesundheits- und Wohlfahrts-Büros der Hauptstadt-Präfektur, Yoshimura,  hatte, wie die Tôkyô Shimbun berichtet, am Dienstag noch erklärt, man möge sich keine unnötigen Gedanken machen. Seit der dritten Welle im Januar habe man das Gesundheitssystem gestärkt und die Impfstoffverteilung vorangetrieben. Alleine mit der Zahl der Infizierten würde man die aktuelle Situation nicht zutreffend beschreiben. „Wir befinden uns nicht in einer Notsituation.“

 

Die Zahlen in der Hauptstadtregion steigen indessen rasant an, obwohl die Zahl der Tests gegenüber dem Mai um rund ein Drittel reduziert worden ist. Bereits seit Beginn der Pandemie ist immer wieder kritisiert worden, dass die Zahl der Tests viel zu niedrig sei. Der Verdacht liegt nahe, dass die restriktive Testpolitik dazu dienen soll, die Zahlen so niedrig wie möglich zu halten. Vor zehn Tagen noch berichtete z.B. die Tôkyô Shimbun, dass die Behörden für die Zeit nach den Spielen die Zahl an Neuinfektionen von 2400 im wöchentlichen Durchschnitt für die Hauptstadt als "unproblematisch" angesehen habe. 


Exponentielles Wachstum: 2884 neue Corona-Fälle alleine in Tôkyô

Die Erzählung vom ausländischen Virus ist ad absurdum geführt worden

Tôkyô, 27. Juli 2021: 2848 neue Corona-Fälle nur in der Hauptstadtpräfektur Tôkyô, gemeldet am Dienstag. So viele wie nie während der gesamten Pandemie. Vergangenen Dienstag waren es 1461. Eine Verdoppelung im Wochenrhythmus - das nennt man exponentielles Wachstum. Und dies, obwohl Japan nach wie vor viel zu wenig Corona-Tests durchführt - außer für Ausländer*innen. Die Zahl der am Dienstag gemeldeten schwer Erkrankten in Tôkyô liegt mit 80 so hoch wie seit dem 18. Mai nicht mehr. Zu jener Zeit gingen auf breiter Front Repräsentant*innen des Gesundheitssystems auf die Barrikaden und forderten die Absage bzw. neuerliche Verschiebung der Spiele. 

 

Noch unfreundlicher wird das Bild sogar, wenn man den Großraum Tôkyô betrachtet mit ca. 38 Millionen Menschen und 4604 von 7629 neuen Fällen landesweit (Stand 18 Uhr Ortszeit). Fast zwei Drittel aller neuen Fälle fällt damit wie seit langem auf die vier Metropol-Präfekturen Tôkyô, Kanagawa (758 neue Fälle), Saitama (593) und Chiba (405). 

 

Die Zahlen führen eine Erzählung ad absurdum, mit der das Gastgeberland der Olympischen Spiele und das Internationale Olympische Komitee glauben, das Mega-Event inmitten der Pandemie rechtfertigen und managen zu können. Es ist die Erzählung von der "olympischen Blase". Wenn es gelänge, die ins Land kommenden Olympia-Teilnehmer*innen von der einheimischen Bevölkerung zu trennen, dann könne eine Verbreitung des Virus in Japans Bevölkerung verhindert werden. Dem Missverständnis von der "olympic bubble" liegt die Annahme zugrunde, dass die Probleme alleine von außen kommen würden. Aber so ist das nicht.

 

Japans und Olympias Corona-Management trägt aufgrund des unhaltbaren "Bubble"-Theorems fast absurde Züge - da wehrt sich eine große Population von überwiegend Ungeimpften und kaum Getesteten gegen eine viel kleinere Population von überwiegend Geimpften und trotzdem praktisch Rundumdieuhr-Getesteten mit Maßnahmen aus dem Playbook zum Betrieb eines Gefangenenlagers.

 

Geht es um prinzipiell härtere Maßnahmen im Land, versteckt sich die Regierung dagegen hinter angeblich existierenden verfassungsrechtlichen Hürden. Und dass die Regierung das Corona-Krisenmanagement im Kabinettsbüro dem Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung und für Wirtschafts- und Fiskalpolitik zuordnet, lässt tief blicken und erzählt viel darüber, was der liberaldemokratischen Regierung unter dem sichtbar überforderten Premierminister Suga Yoshihide auch in diesen Zeiten wirklich wichtig ist. Die Gesundheit der Menschen kann es nicht sein.

 

Japan muss erkennen, dass seine olympische Corona-Krise vor allem eines ist: hausgemacht. Auf die mit überwachungsstaatlichen Methoden kontrollierten ausländischen Gäste wird die Regierung dieses Desaster nicht schieben können. Es ist das Ergebnis von Unfähigkeit, Inkompetenz und Ignoranz sowie der nationalistisch motivierten Arroganz einer politischen Führung gegenüber einer weltweiten Pandemie. 

 

Letzte Aktualisierung: 27.07.2021, 12.45 Uhr

 

Quelle: NHK

https://www3.nhk.or.jp/news/special/coronavirus/data/

 

Hintergrund:

"Japan in der Corona-Krise", in:

"Tôkyô 2020. Olympia und die Argumente der Gegner" (BoD-Verlag),

als E-Book im Shop von Jens Weinreich, auch als Teil des Olympia-Tokio-Passes von Jens Weinreich. 

 


Suga sagt "sorry" - Japans Gesundheitssystem bereits mit relativ wenigen Corona-Erkrankungen  überfordert

Tôkyô, 26. Januar 2021:   Die Zahl der nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Japan  ist zuletzt nach offiziellen Angaben wieder gesunken. Auch im Großraum  Tôkyô wurden deutlich weniger Fälle registriert. Die Zahl der  im Zusammenhang mit dem Virus verstorbenen Menschen aber markierte in den vergangenen Tagen ein Rekordniveau. 104 Todesfälle wurden am Dienstag gemeldet, zudem 964 schwere Neuerkrankungen. Obwohl Japan im internationalen Vergleich noch immer deutlich geringere Corona-Zahlen vermeldet, stößt das Gesundheitssystem bereits an seine Grenzen. 

 

Erst vor wenigen Tagen hatte der Vorsitzende der Medizinischen Gesellschaft Japans, Nakagawa Toshio 中川俊男, laut der NachrichtenagenturJiji  (22.01.2021) noch davor gewarnt, dass man während der Olympischen oder Paralympischen Spiele Teilnehmer*innen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, womöglich keine Behandlung würde bieten können. Bereits jetzt würden die vorhandenen Kapazitäten immer wieder nicht ausreichen.

 

Premierminister Suga Yoshihide leistete im Haushaltsausschuss des Unterhauses nun dafür Abbitte, dass die Regierung es nicht geschafft habe, sich angemessen auf die dritte Welle vorzubereiten und dafür, dass es Fälle gab, in denen an dem Coronavirus erkrankte Menschen nicht sofort behandelt werden konnten. „Als Verantwortlicher bitte ich vielmals um Entschuldigung“, erklärte Suga und stelle Verbesserungen des medizinischen Systems in Aussicht. 

 

Oppositionspolitikerin Tsujimoto Kiyomi 辻元 清美 kritisierte Suga hart für seinen Corona-Kurs und den Zustand des Gesundheitssystems. „Menschen, die ins Krankenhaus wollen, können dies nicht. Sie sterben alleine zuhause oder im Notarztwagen. Verspüren Sie eine Verantwortung für die Leben, die wegen der fehlenden staatlichen Hilfe nicht gerettet werden konnten?“, so Tsujimoto an die Adresse des Ministerpräsidenten. 

 

Olympiaministerin Hashimoto Seiko erklärte im Parlament laut AFP, die Regierung plane, medizinisches Personal in einer Stärke von 10.000 Ärztinnen und Ärzten sowie Pfleger*innen für die Zeit der Spiele zu rekrutieren. Jeder einzelne würde gebeten, sich für fünf Tage zur Verfügung zu stellen. Unklar ist allerdings, woher die medizinischen Fachkräfte in so großer Zahl in einem ohnehin schon überforderten Gesundheitssystem kommen sollen.

 

Quelle: NHK, 26.01.2021

https://www3.nhk.or.jp/news/html/20210126/k10012833391000.html

 

Siehe auch: "Tokyo man in 80s dies of COVID-19 at home after being rejected by hospitals",

The Mainichi Shimbun, 14.01.2021 

Corona-Minister Nishimura: "Die Versorgung u.a. mit Toilettenpapier ist gewährleistet"

Tôkyô, 7. Januar 2021:  Die Zahl der offiziell bestätigten Corona-Neuerkrankungen in Japan ist am Donnerstag erneut dramatisch auf neue Rekordhöhen angestiegen: 7570 neue Fälle wurden landesweit gemeldet, in Tôkyô schnellte die Zahl der Neuinfektionen auf 2447 empor. Nun werden angesichts kaum zu vermeidender Verschärfungen bei den Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie Versorgungsengpässe durch Hamsterkäufe befürchtet.

 

Corona-Minister Nishimura Yasutoshi versuchte am Donnerstag die Bevölkerung zu beruhigen. "Die Versorgung mit Toilettenpapier und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs ist gewährleistet",  erklärte der Minister im Parlament und über Twitter. Verbraucher und Industrie sollten keine übermäßigen Lagerbestände anhäufen, sprich: von Hamsterkäufen absehen und stattdessen mit - Hashtag - "#Gelassenheit" (reise冷静) handeln. 

Massenfeierlichkeiten trotz explodierender Corona-Zahlen

Yokohama, 6. Januar 2021: Am 7. Januar will die japanische Regierung für die Hauptstadt Tôkyô und die angrenzenden Präfekturen Kanagawa, Saitama und Chiba eine Notstandserklärung herausgeben. Dass diese reichen wird, um die momentan explodierenden Zahlen der Corona-Neuinfektionen einzudämmen, darf angesichts der damit allenfalls verbundenen moderaten Maßnahmen allerdings bezweifelt werden. Massenveranstaltungen sind damit auch künftig nicht ausgeschlossen - wie das in der Stadt Yokohama (Präfektur Kanagawa) geplante "Fest zur Mündigkeitserklärung" (seijin shiki  成人式) am nächsten Montag mit Tausenden Teilnehmer*innen zeigt. 

 

Rund 37.000 junge Menschen, die im Lauf des Jahres 2021 ihren 20. Geburtstag begehen, feiern in diesem Jahr in Yokohama den Tag der Volljährigkeit. Er findet immer am zweiten Montag des beginnenden Jahres statt. Die Stadt Yokohama will am 11. Januar trotz gerade rasand ansteigender neuer Corona-Fälle (fast 6000 Neuinfektionen landesweit am Mittwoch) und trotz des bevorstehenden Notstandes auf die als Massenveranstaltung konzipierte Zeremonie nicht verzichten. Sie will den Massenauflauf lediglich entzerren. Die Zeremonie soll auf zwei Schauplätze - die Yokohama-Arena und das Pacivico-Convention-Center - aufgeteilt werden. Zudem wird der Strom junger Menschen und ihrer Familien in mehrere Gruppen á 2000 bis 4000 Teilnehmer*innen aufgeteilt. Die Familien werden gebeten, vor und nach der Zeremonie von Festessen, die ohnehin gegen geltende Richtlinien verstoßen würden, abzusehen. 

 

Die Präfektur Kanagawa hat sich im Schatten Tôkyôs zum zweitgrößten nationalen Corona-Hotspot entwickelt, mit 591 bestätigten Neuinfektionen am 6. Januar.

 

 

Quellen:

 

https://www3.nhk.or.jp/news/html/20210106/k10012798861000.html?fbclid=IwAR32xck_y7bKV_9dZdsEw9GBtdkIzRAd5lhmmjRUHerTxOV0rGPQaozKDpA

 

 

https://www.city.yokohama.lg.jp/kurashi/kyodo-manabi/shogaigakushu/sonota/ad.html

 

Gouverneure fordern Notstands-Erklärung - Autor Murakami kritisiert Regierung

Tôkyô, 2. Januar 2021:  Die vier Gouverneure der japanischen Metropolregion um die Hauptstadt Tôkyô haben zum Jahresbeginn 2021 die japanische Regierung aufgefordert, angesichts des zusehenden Kontrollverlusts über die Corona-Pandemie den Notstand (kinkyû jitai  緊急事態) auszurufen. Eine Explosion der Zahlen an Neuinfektionen stehe offenbar unmittelbar bevor, hieß es. Mit der Verhängung des Notstandes würden sich den Gouverneuren der Präfekturen der Verfassung gemäß mehr Möglichkeiten eröffnen, schärfere Gegenmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu ergreifen. 

 

Neben der Hauptstadtpräfektur Tôkyô, das an Silvester erstmals über 1000 neue Fälle zu beklagen hatte, sind auch die Nachbar-Präfekturen Kanagawa (mit Yokohama), Saitama und Chiba stark von Neuinfektionen betroffen. Zusammen kommen die vier Präfekturen auf fast die Hälfte aller Fälle im gesamten Land.

 

Das Ersuchen der Gouverneure richtete sich konkret an den zuständigen Minister Nishimura Yasutoshi (@nishy03) - der im Kabinett von Premierminister Suga Yoshihide das Resort für Wirtschaftliche Wiederbelebung,  Corona-Bekämpfung, Handelsverträge (TPP) und die Reform der sozialen Sicherungssysteme leitet. Die Zuordnung des Pandemie-Managements in Japan ausgerechnet beim Thema Wirtschaft - und nicht etwa bei der Gesundheit -  lässt tief blicken, was die Prioritätensetzung der Regierung im Umgang mit der weltweit wütenden Pandemie anbelangt.

 

Deutliche Kritik an der Krisenkommunikation der japanischen Regierung äußerte der weltweit populäre Schriftsteller Murakami Haruki. Die Regierung müsse "ehrlich über das Virus sprechen", und zwar "aus dem Bauch heraus", sie dürfe es nicht lediglich beim simplen Verlesen vorbereiteter Statements belassen. Es sei schwer für die Menschen in Bezug auf die Anti-Virus-Maßnahmen zu kooperieren, wenn Politiker nicht mit Botschaften kommunizieren würden, die wirklich von Herzen kämen, also ernst gemeint seien, so gibt die Zeitung Mainichi Shimbun den Autor wider.

 

Quellen:

NHK: https://www3.nhk.or.jp/news/html/20210102/k10012793861000.html

The Mainichi Shimbun: https://mainichi.jp/english/articles/20210102/p2g/00m/0na/039000c

The Mainichi Shimbun zur Murakami-Kritik: https://mainichi.jp/english/articles/20210101/p2g/00m/0na/104000c

Coronavirus update - official data

 

Aktuelle Zahlen unter NHK

https://www3.nhk.or.jp/news/special/coronavirus/data/

  

Date Tokyo Japan
2021/02/18 445 1537
2021/02/17 378 1471
2021/02/16 350 1308
2021/02/15 266 965
     
Sunday, 2021/02/14 371 1364
2021/02/13 369 1362
2021/02/12 307 1301
20201/02/11 434 1693
2021/02/10 491 1886
2021/02/09 412 1570 
2021/02/08 276 1217
     
Sunday, 2021/02/07 429 1631 
2021/02/06 639 2279
2021/02/05 577 2372 
2021/02/04 734  2576
2021/02/03 676 2631
2021/02/02 556 2320
2021/02/01 393 1792
     
Sunday, 2021/01/31 633 2673
2021/01/30 769 3345
2021/01/29 868 3534
2021/01/28 1064 4133
2021/01/27 973 3970
2021/01/26 1026 3853
2021/01/25 618 2764
     
Sunday, 2021/01/24 986 3990 
2021/01/23 1070  4717
2021/01/22 1175 5045
2021/01/21 1471 5653
2021/01/20 1274 5521
2021/01/19 1240 5321
2021/01/18 1204 4925
     
Sunday, 2021/01/17 1592 5759
2021/01/16 1809 6961
2021/01/15 2001 7133
2021/01/14 1502 6591
2021/01/13 1433 5871
2021/01/12 970 4530
2021/01/11 1219 4876
     
Sunday, 2021/01/10 1494 6094
2021/01/09 2268 7790
2021/01/08 2392 7882
2021/01/07 2447 7570
2021/01/06 1591 5943
2021/01/05 1278 4907
2021/01/04 884 3325
     
Sunday, 2021/01/03 816 3146
2021/01/02 814 3059
2021/01/01 783 3247
2020/12/31 1337 4520
2020/12/30 944 3841
2020/12/29 856 3609
2020/12/28 481 2400
 

Numbers of new infections explode in Tokyo and nationwide in Japan

Tôkyô, 31. Dezember 2020: Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist zum Jahresende in der japanischen Hauptstadt Tôkyô rapide angestiegen. Mehr als 1300 Menschen erkrankten nach neuesten Zahlen vom Silvestertag zusätzlich. Damit überstieg die Zahl der Neuerkrankungen in der Olympia-Gastgeberstadt erstmals überhaupt – und sprunghaft – die 1000er-Marke. Landesweit wurden erstmals mehr als 4000 Neuinfektionen gemeldet, auch hier war der Sprung - 4520 neue Fälle - rasant.

 

Tôkyôs Gouverneurin Koike Yuriko appellierte im Rahmern einer außerordentlichen Pressekonferenz am 30. Dezember an ihre Mitbürger*innen, die Neujahresfeiern im kleinen Kreis zu Hause zu verbringen. „Eine dritte Welle mit bislang nicht erlebter Wucht hat uns überfallen. Dieser Jahreswechsel entscheidet darüber, ob wir die Ausbreitung der Infektionen werden aufhalten können oder nicht. Ich möchte, dass wir dem Leben den Vorrang einräumen“ sagte die Gouverneurin nach einem Bericht des Fernsehsenders NHK. Die Bürger*innen sollten den Jahreswechsel, sich still verhaltend, zu Hause im kleinen Kreise verbringen und auf Jahresend- und Jahresanfangsfeiern ebenso wie auf die Teilnahme an Dinnerparties verzichten.

 

Für Letzteres steht Ministerpräsident Suga Yoshihide in der Kritik, der mit seiner Teilnahme an einem Abendessen mit Politikerkollegen und Prominenten die eigenen Regierungsempfehlungen verletzt hatte, nach der nicht mehr als fünf Personen sich gleichzeitig in Restaurants versammeln sollten. Das von vielen als unzureichend kritisierte Regierungs-Management der Corona-Krise in Tateinheit mit politischen Skandalen, denen sich die regierende Liberaldemokratische Partei Japans von Premier Suga und Ex-Premier Abe Shinzô ausgesetzt sieht, sorgte für einen deutlichen Einbruch bei den Zustimmungsraten für Neu-Premier Suga. 

 

„Das Coronavirus kennt keinen Jahreswechsel“, sagte indessen Gouverneurin Koike und rief die Bürger*innen der Hauptstadt dazu auf, auf das Ausgehen für öffentliche Jahresend-Countdowns zu verzichten und stattdessen zu Hause zu bleiben.

 

Quellen:

 

Zur Kritik an PM Suga: 

https://sumikai.com/nachrichten-aus-japan/politik/japans-premierminister-wegen-besuch-einer-dinnerparty-in-der-kritik-285513/

BioNTech und Pfizer beantragen Sonderzulassung in Japan

Tôkyô, 18. Dezember 2020: 

Der von der Mainzer Firma BioNTech* mit Unterstüt・zung des amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer entwickelte Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 wird 2021 voraussichtlich auch in Japan zum Einsatz kommen. An diesem Freitag reichte Pfizer beim japanischen Gesundheitsministerium einen Antrag auf "Sonderzulassung" (tokurei shônin 特例承認 ) ein. Über ihn soll, wie u.a. der Fernsehsender NHK berichtet, bis Februar entschieden werden.

 

Normalerweise dauert ein Prüfverfahren für einen neuen Impfstoff mindestens ein Jahr. Unterdessen, so der Sender, sicherte sich die japanische Regierung vertraglich bis Juni 2021 Impfstoffkapazitäten für 60 Millionen Menschen bei BioNTech/Pfizer. Am 23. Juli 2021 werden die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tôkyô eröffnet. 

 

 Quelle: NHK, 18.12.2020

  

*In japanischen Medien ist die Firma BioNTech als tatsächlicher Urheber des neuen Impfstoffes wenig präsent. Im zitierten NHK-Bericht ist lediglich von einem Pfizer-Impfstoff die Rede, der zusammen mit "einer deutschen Firma" entwickelt worden sei.




Patient stirbt nach verweigertem Corona-Test - Post-mortem-Test weist Infektion nach

Kanazawa, 5. Dezember 2020: Ein Wissenschaftler der Universität Kanezawa klagt über typische Corona-Beschwerden. Zudem ist er Asthmatiker. Ein Corona-Test wird dem 42-Jährigen verweigert. Bald darauf ist er tot. Seine Frau macht das Corona-Krisenmanagement ihres Landes dafür verantwortlich. 

 

Bei dem verstorbenen Mann aus der Präfektur Ishikawa wurde nach Behördenangaben vom 27. November 2020 post mortem eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Zuvor hatte der Mann sich nach Recherchen der Zeitung Chûnichi Shimbun telefonisch beim Ärztlichen Beratungszentrum der Präfektur für Patienten mit fiebrigen Erkrankungen gemeldet und um einen PCR-Test  gebeten, der ihm allerdings verweigert wurde.  Der Mann war Asthmatiker.

 

Bei dem Patienten handelte es sich um einen 42-jährigen Assistenzprofessor an der  Pharmakologischen Fakultät der Universität Kanazawa, der für seine biotechnologische Forschung mit der Mitgliedschaft einer Exzellenzinitiative des japanischen Wissenschaftsministeriums bedacht worden war.

 

 


Nach Auskunft der Ehefrau des Verstorbenen und dessen Umfeldes wohnt die Familie außerhalb der Präfektur Ishikawa, während der Forscher unter der Woche alleine in der Präfekturs-Hauptstadt Kanazawa lebte und an der dortigen Universität forschte. Am 16. November habe er ein starkes Gefühl der Erschöpfung verspürt. Am 20. November habe er 39 Grad Fieber gehabt. Eine ärztliche Untersuchung in einer medizinischen Untersuchungseinrichtung auf Influenza sei negativ ausgefallen, gegen das Fieber wurden dem Mann Medikamente verschrieben.

 

Nach den Aufzeichnungen seiner Frau habe der Wissenschaftler dann beim von der Präfektur Ishikawa betriebenen ärztlichen Beratungszentrum für fiebrige Erkrankungen angerufen und um einen PCR-Test gebeten. Dort sei ihm mitgeteilt worden, dass ohne eine Überweisung des Hausarztes ein Corona-Test nicht möglich sei. 

Nach der ambulanten Behandlung sei zwar das Fieber auf 37 Grad zurückgegangen, er habe aber unter Husten und Halsschmerzen gelitten. Deshalb habe er am 24. November erneut bei dem bereits zuvor konsultierten Arzt vorgesprochen.

 

Nachdem seine Frau ihm am Tag darauf mehrere Nachrichten geschrieben hatte, die unbeantwortet blieben, und der Mann telefonisch nicht erreichbar war, informierte sie einen Bekannten an der Universität Kanazawa. Als der Mitarbeiter ihres Mannes am 26. November dessen Wohnung aufsuchte, war der Erkrankte bereits tot. 

 

Danach bestätigte ein PCR-Test des Gesundheitsamtes, dass der Verstorbene an Covid-19 gelitten hatte. Die Todesursache wurde im Obduktionsbericht mit „Tod durch nicht identifizierte innere Ursachen“ angegeben. Die Covid-19-Erkrankung wurde nicht als direkte Todesursache identifiziert, der Bericht vermerkte jedoch den Zusammenhang mit der Viruserkrankung.

 

„Hätte man bei meinem Mann rechtzeitig einen PCR-Test vorgenommen, wäre er gerettet worden“, klagte die Ehefrau des Verstorbenen gegenüber der Chûnichi Shimbun. „Die Entscheidung, ob ein Test durchgeführt wird oder nicht, sollte man nicht dem Arzt alleine überlassen. Wenn der Zustand eines Patienten sich auch nur ein wenig verschlechtert, sollte er sich testen lassen können.“ Am 24. November habe ihr Mann ihr noch die Nachricht hinterlassen, dass er nach Auskunft der seiner Wohnung nahe gelegenen Arztpraxis nicht mit dem Virus infiziert sei.

 

Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales weist Asthma erstaunlicherweise nicht als Risikofaktor für eine Covid-19-Erkrankung aus. Viele Ärzte hingegen sehen das anders und fordern bei Asthma-Patienten genauere Untersuchungen als bei Normalbürgern. Mit dem Fall des verstorbenen Forschers konfrontiert antwortete das medizinische Beratungszentrum der Präfektur Ishikawa, die Anordnung eines Corona-Tests liege in der Verantwortung des behandelnden Arztes. 

 

Während Japan für sein Krisenmanagement in der Coronakrise in deutschen Medien meist undifferenziert gefeiert wird, beklagen Kritiker in Japan die restriktive Testpraxis seit Beginn der Pandemie. Japan führt im Vergleich mit Deutschland nur rund ein Zehntel an Tests durch. Die vergleichsweise niedrigeren Zahlen an nachgewiesenen Corona-Fällen  - wiederum rund ein Zehntel der Inzidenz in Deutschland - verdanken sich zumindest in gewissem Umfang auch der Verweigerungshaltung Japans bei den Tests. Vertreter von Ärzteverbänden haben gegenüber der Politik immer wieder mehr Ernsthaftigkeit im Kampf gegen das Coronavirus angemahnt.

 

Viele Olympiakritiker sehen die Mängel in der Seuchenbekämpfung als Ausdruck des unbedingten Willens der Regierung, die Olympischen Spiele im nächsten Jahr möglichst ohne Einschränkungen und - wie Premierminister Suga Yoshihide es ausdrückte - "at all costs" durchführen zu wollen.

 

Quelle Cover-Foto: The Government of Japan, Ministry of Health, Labour and Welfare: https://www.covid19-info.jp/covid-19-en.html

 

Suga will Tourismuskampagne verlängern - Corona-Zahlen weiter auf Rekordniveau

Tôkyô, 05.12.2020: Premierminister Suga Yoshihide hat angekündigt, die von der japanischen Regierung unterstützten "GoToTravel!"-Kampagne zur Unterstützung der Wirtschaft verlängern zu wollen. Dabei sollten Infektionsschutz und die Interessen der Tourismus-Industrie in Einklang gebracht werden, teilte Suga laut dem Fernsehsender TBS mit. Auch die Zahl der im Zusammenhang mit der Vocid-19-Erkrankung verstorbenen Menschen ist höher denn je: 45 Menschen starben laut offiziellen Angaben am Freitag (4.11.2020).

Japan schränkt Tourismusprogramm "GoToTravel!" ein

Tôkyô, 21.11.2020: Nach rasant steigenden Zahlen und wachsender Kritik an den unverdrossen weiter propagierten "Go To Travel!"- und "Go To Eat!"-Programmen hat die japanische Regierung nun erklärt, die Kampagne einschränken zu wollen. Gebiete mit höheren Corona-Zahlen sollten vorübergehend ausgenommen werden, sagte Premierminister Suga Yoshihide laut Japan Times am Samstag. Allerdings spricht die Regierung nur Empfehlungen aus, die Entscheidung liege bei den Gouverneuren in den 47 Präfekturen des Landes. Als Kompensation für entgangene Einnahmen stellt die Regierung 50 Milliarden Yen, ca. 420 Millionen Euro, bereit.

 

Coronavirus: Auch in Japan steigende Zahlen

Tôkyô, 18.11.2020: Weltweit steigen die Zahlen der nachweislich von dem Coronavirus betroffenen Menschen. Auch in Japan, wenngleich auf niedrigerem Niveau als in vielen anderen Teilen der Welt. 2201 Neuinfektionen wurden zuletzt landesweit gemeldet (Stand 18.11.2020, 20.15 Uhr), alleine 493 in der Olympia-Gastgeberstadt Tôkyô. Damit übertraf die Metropole den bisherigen Rekordwert, der während der "zweiten Welle" am 1. August gemessen worden war.  Landesweit war am Samstag am dritten Tag hintereinander eine neue Höchstmarke bei den Neuinfaktion bekannt gegeben worden (1732 laborbestätigte Neuinfektionen).

 

Unterdessen haben Japans Premierminister Suga Yoshihide und IOC-Präsident Thomas Bach während desssen Besuchs in Tôkyô bekräftigt, die Olympischen Spiele im nächsten Jahr unbedingt abhalten zu wollen - auch mit Zuschauerbeteiligung. Athlet*innen und Besucher sollen, wenn Impfstoffe bis dahin in ausreichender Zahl verfügbar sein werden, gegen das neue Coronavirus geimpft werden, erklärte Bach laut dpa.

 

Die meisten Japaner*innen sind inzwischen nicht mehr so optimistisch wie der IOC-Präsident und die japanische Regierung. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Kyôdô sind 84 Prozent der Befragten Bürger*innen angesichts der jüngst deutlich angestiegenen Zahlen besorgt und wünschen sich, statt die Stimulierung der Wirtschaft in den Mittelpunkt des Regierungshandelns zu stellen, die Konzentration auf die Bekämpfung des Coronavirus.

 

Letzte Aktualisierung: 18.11.2020, 14.15 Uhr

 

 

Asahi Schimbun, 18.11.2020: 

https://www.asahi.com/articles/ASNCL4VTWNCLUTIL01P.html?iref=comtop_7_01

 

Corona-Updates bei NHK:

https://www3.nhk.or.jp/news/special/coronavirus/data-all/#graph--infect-death__infect

 


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