Doping und Enhancement 

Interdisziplinäre Studien zur Pathologie gesellschaftlicher Leistungsorientierung. Göttingen: Cuvillier (2012)

Doping im Sport ist seit rund 100 Jahren Gegenstand eines breiten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurses. Dieser Diskurs zeugt immer wieder von geradezu alchemistischen Vorstellungen einer gefahrlos möglichen pharmakologischen Selbsttransformation zum Zweck der Leistungssteigerung. Der aktuelle Diskurs um Neuroenhancement („Gehirndoping“) weist dazu verblüffende Parallelen auf. In diesem Buch soll deshalb der Versuch unternommen werden, aus der Geschichte des Dopings für das aktuelle Enhancement-Problem zu lernen.
Doping wird dabei als Risikoentwicklung beschrieben, die mit einer hohen Zwangsläufigkeit unerwünschte medizinische und soziale Nebenfolgen zeitigt. Diese wiederum sind geeignet, die angestrebten Ziele langfristig zu gefährden. Untersucht wird, wie moderne Leistungsorientierung ideengeschichtlich erzeugt und ethisch aufgeladen wurde und wie dies offenbar den Blick für pathologische Seiten dieser sportlichen wie gesellschaftlichen Leistungsorientierung verstellt.
Doping und Enhancement sind damit nicht nur als betrügerische Handlungen Einzelner zu begreifen, sondern mehr noch als verzweifelte Antwort von Menschen auf eine Hypertrophie gesellschaftlicher Leistungsorientierung. Daraus werden Schlussfolgerungen für eine breitere Strategie gegen sportlichen und gesellschaftlichen Medikamentenmissbrauch gezogen. Erfolgreich kann Prävention jedoch nur dann sein, wenn die Bedingungen, unter denen moderne Gesellschaften Leistung generieren, grundlegend hinterfragt werden.

DOPING - VON DER ANALYSE ZUR PRÄVENTIONVORBEUGUNG GEGEN ABWEICHENDES VERHALTEN IN SOZIOLOGISCHEM UND PÄDAGOGISCHEM ZUGANG. Aachen: meyer & meyer (1. Auflage 2001)
Dem modernen Spitzensport wird häufig nachgesagt, seine oberste Maxime sei das "Siegen um jeden Preis". Tendenzen für einen solchen Sport hat es auch in der Bundesrepublik Deutschland immer gegeben - aber stets auch gegenläufige Bewegungen.So war, wie die Autoren im Zuge ihrer soziologischen Analyse der Dopingproblematik feststellen, der westdeutsche Sport von einem beträchtlichen, durch Doping verursachten Dropoutproblem betroffen. Wenn gesagt wird, Doping sei so alt wie der Sport selbst, dann trifft dies in gleicher Weise auf den Wunsch nach fairem Sport zu. Umso erstaunlicher ist es, dass die mit der Analyse der Dopingproblematik inzwischen gut vorangekommene Sportwissenschaft sich bislang mit dem Erarbeiten von Präventationsstrategien so bemerkenswert zurückgehalten hat.Beiträgen zur soziologischen Analyse der Dopingproblematik folgen in diesem Band daher Überlegungen zu pädagogischen Aspekten des Dopingproblems und seinen Lösungsmöglichkeiten. Die beste Anti-Dopingmaßnahme aus pädagogischer Sicht scheint darin zu liegen, Athleten zu selbstständigem Denken und Handeln zu befähigen.

 

Dopingprävention - Anspruch und Wirklichkeit. Aachen: Shaker 2011.

Ausgehend von Prämissen aus der allgemeinen Präventionslehre wird in diesem Buch die Praxis der Dopingprävention in Deutschland auf Bundes- und insbe- sondere auf Landesebene (Rheinland-Pfalz) untersucht. Die im deutschen Sport genannten Maßnahmen sind demnach kaum als Prävention zu bezeichnen. Besonders frappiert, dass befragte Funktionäre auf der Landesebene den Anti- Doping-Kampf in Deutschland häufig als unglaubwürdig ansehen. Problematisch erscheint die Tendenz, das Dopingproblem insgesamt zu marginalisieren, seine Ursachen zu externalisieren und die Problemlösung zu zentralisieren. Letzteres birgt die Gefahr, dass wertvolle Potentiale auf lokaler und regionaler Ebene verspielt werden. Es werden konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt. 

DOPING IM SPITZENSPORTSPORTWISSENSCHAFTLICHE ANALYSEN ZUR NATIONALEN UND INTERNATIONALEN LEISTUNGSENTWICKLUNG. Aachen: Meyer & Meyer (1. Auflage 2000)
Die Entwicklung sportlicher Spitzenleistungen hängt eng mit der Manipulation solcher Leistungen zusammen. Doping spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle, insbesondere seit der Einführung der anabolen Steroide in den Hochleistungssport. Während das Doping in der ehemaligen DDR aufgrund der vorgefundenen schriftlichen Materialien ausführlich dokumentiert werden konnte, stand eine ähnlich genaue Dokumentation des Dopings in Westdeutschland bis zum Erscheinen dieses Buchs aus. Was anhand von Tendenzen in der Leistungsentwicklung vermutet werden kann, dass nämlich Anabolikadoping bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt eine wesentliche Rolle im internationalen Spitzensport spielte, kann durch die Untersuchung der Autoren auch für die frühere Bundesrepublik Deutschland bestätigt werden. Dabei ermöglicht z. B. die Befragung von mehr als 40 Zeitzeugen für die Leichtathletik ein exakteres und differenzierteres Bild der westdeutschen Dopinggeschichte als bisher. Dokumentiert werden aber nicht nur Leistungsentwicklungen und Doping, das Buch liefert auch eine Dokumentation der Dopingbekämpfung in der Bundesrepublik Deutschland.

Fritz Dannenmann, Ralf Meutgens, Andreas Singler (Hg.) (2011):

Sportpädagogik als humanistische Herausforderung. Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Gerhard Treutlein. Aachen: Shaker

 

Seit Jahrzehnten zählt Gerhard Treutlein zu den renommiertesten Sportpädagogen in Deutschland. Für sein wissenschaftliches Engagement bei der Bekämpfung des Dopings und in der Dopingprävention erhielt er 2009 das Bundesverdienstkreuz. Am 23. Dezember 2010 feierte Gerhard Treutlein seinen 70. Geburtstag. Er ist, obgleich seit einigen Jahren im Ruhestand, nach wie vor aktiv. So führt er als Gründer und Leiter des Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in ganz Deutschland zahlreiche Präventionsveranstaltungen durch.

 

Gerhard Treutlein jedoch auf sein wissenschaftliches Engagement gegen Doping zu reduzieren, würde deutlich zu kurz greifen. Der promovierte Historiker gelangte über eine breite, humanistisch geprägte Agenda zum Thema Doping als einem der Schwerpunkte seines pädagogischen Schaffens. Die durch Fritz Dannenmann, Ralf Meutgens und Andreas Singler herausgegebene Festschrift versucht dieser breiten Palette an pädagogischen Schwerpunktsetzungen in der Arbeit Gerhard Treutleins Rechnung zu tragen.

 

Ziel des Buches ist es, die humanistisch geprägte Grundhaltung des Heidelberger Wissenschaftlers herauszuarbeiten und aus unterschiedlichen Perspektiven Antworten auf ebenso brennende wie aktuelle Probleme des Sports zu geben. 30 Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft, aber auch aus dem Journalismus haben hierfür Beiträge beigesteuert. 

 

Daran, dass Treutlein zu den führenden Vertretern des Körpererfahrungsansatzes der Sportpädagogik zählt, wird in dem Band ebenso erinnert wie an seine innovative Forschung zur sportpädagogischen Lehre, etwa in Bezug auf das Lehrer- und Trainerverhalten. Dass er den Spitzensport nicht nur in der Frage des Dopings kritisch begleitet hat, sondern dass er auch etwa zum Problem der Abhängigkeit und Fremdbestimmung im Frauen-Hochleistungssport bemerkenswertes publiziert hat, verdeutlicht u. a. ein Beitrag von ihm selbst aus dem Jahr 1984.

 

Historische Texte zum Doping wurden ebenso in die Festschrift aufgenommen wie aktuelle Situationsanalysen durch Wissenschaftler und andere Umweltakteure des Sports. Der letzte Schwerpunkt des über 300 Seiten starken Buches ist der Dopingprävention gewidmet - einem Sektor, auf dem Gerhard Treutlein mehr geleistet hat als jeder andere in Deutschland.