Doping im Sport ist seit rund 100 Jahren Gegenstand eines breiten
gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurses. Dieser Diskurs zeugt immer wieder von geradezu alchemistischen Vorstellungen einer gefahrlos möglichen pharmakologischen Selbsttransformation
zum Zweck der Leistungssteigerung. Der aktuelle Diskurs um Neuroenhancement („Gehirndoping“) weist dazu verblüffende Parallelen auf. In diesem Buch soll deshalb der Versuch unternommen werden,
aus der Geschichte des Dopings für das aktuelle Enhancement-Problem zu lernen.
Doping wird dabei als Risikoentwicklung beschrieben, die mit einer hohen
Zwangsläufigkeit unerwünschte medizinische und soziale Nebenfolgen zeitigt. Diese wiederum sind geeignet, die angestrebten Ziele langfristig zu gefährden. Untersucht wird, wie moderne
Leistungsorientierung ideengeschichtlich erzeugt und ethisch aufgeladen wurde und wie dies offenbar den Blick für pathologische Seiten dieser sportlichen wie gesellschaftlichen
Leistungsorientierung verstellt.
Doping und Enhancement sind damit nicht nur als betrügerische Handlungen
Einzelner zu begreifen, sondern mehr noch als verzweifelte Antwort von Menschen auf eine Hypertrophie gesellschaftlicher Leistungsorientierung. Daraus werden Schlussfolgerungen für eine breitere
Strategie gegen sportlichen und gesellschaftlichen Medikamentenmissbrauch gezogen. Erfolgreich kann Prävention jedoch nur dann sein, wenn die Bedingungen, unter denen moderne Gesellschaften
Leistung generieren, grundlegend hinterfragt werden.
Dopingprävention - Anspruch und Wirklichkeit. Aachen: Shaker 2011.
Ausgehend von Prämissen aus der allgemeinen Präventionslehre wird in diesem Buch die Praxis der Dopingprävention in Deutschland auf Bundes- und insbe- sondere auf Landesebene (Rheinland-Pfalz) untersucht. Die im deutschen Sport genannten Maßnahmen sind demnach kaum als Prävention zu bezeichnen. Besonders frappiert, dass befragte Funktionäre auf der Landesebene den Anti- Doping-Kampf in Deutschland häufig als unglaubwürdig ansehen. Problematisch erscheint die Tendenz, das Dopingproblem insgesamt zu marginalisieren, seine Ursachen zu externalisieren und die Problemlösung zu zentralisieren. Letzteres birgt die Gefahr, dass wertvolle Potentiale auf lokaler und regionaler Ebene verspielt werden. Es werden konkrete Handlungsoptionen aufgezeigt.
Fritz Dannenmann, Ralf Meutgens, Andreas Singler (Hg.) (2011):
Sportpädagogik als humanistische Herausforderung. Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Gerhard Treutlein. Aachen: Shaker
Seit Jahrzehnten zählt Gerhard Treutlein zu den renommiertesten Sportpädagogen in Deutschland. Für sein wissenschaftliches Engagement bei der Bekämpfung des Dopings und in der Dopingprävention erhielt er 2009 das Bundesverdienstkreuz. Am 23. Dezember 2010 feierte Gerhard Treutlein seinen 70. Geburtstag. Er ist, obgleich seit einigen Jahren im Ruhestand, nach wie vor aktiv. So führt er als Gründer und Leiter des Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in ganz Deutschland zahlreiche Präventionsveranstaltungen durch.
Gerhard Treutlein jedoch auf sein wissenschaftliches Engagement gegen Doping zu reduzieren, würde deutlich zu kurz greifen. Der promovierte Historiker gelangte über eine breite, humanistisch geprägte Agenda zum Thema Doping als einem der Schwerpunkte seines pädagogischen Schaffens. Die durch Fritz Dannenmann, Ralf Meutgens und Andreas Singler herausgegebene Festschrift versucht dieser breiten Palette an pädagogischen Schwerpunktsetzungen in der Arbeit Gerhard Treutleins Rechnung zu tragen.
Ziel des Buches ist es, die humanistisch geprägte Grundhaltung des Heidelberger Wissenschaftlers herauszuarbeiten und aus unterschiedlichen Perspektiven Antworten auf ebenso brennende wie aktuelle Probleme des Sports zu geben. 30 Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft, aber auch aus dem Journalismus haben hierfür Beiträge beigesteuert.
Daran, dass Treutlein zu den führenden Vertretern des Körpererfahrungsansatzes der Sportpädagogik zählt, wird in dem Band ebenso erinnert wie an seine innovative Forschung zur sportpädagogischen Lehre, etwa in Bezug auf das Lehrer- und Trainerverhalten. Dass er den Spitzensport nicht nur in der Frage des Dopings kritisch begleitet hat, sondern dass er auch etwa zum Problem der Abhängigkeit und Fremdbestimmung im Frauen-Hochleistungssport bemerkenswertes publiziert hat, verdeutlicht u. a. ein Beitrag von ihm selbst aus dem Jahr 1984.
Historische Texte zum Doping wurden ebenso in die Festschrift aufgenommen wie aktuelle Situationsanalysen durch Wissenschaftler und andere Umweltakteure des Sports. Der letzte Schwerpunkt des über 300 Seiten starken Buches ist der Dopingprävention gewidmet - einem Sektor, auf dem Gerhard Treutlein mehr geleistet hat als jeder andere in Deutschland.